Forschung & Geschichte

Forschung in der Unterwasserwelt der Wimsener Höhle

Bei Höhlenforschern ist die Wimsener Höhle in der Nähe von Hayingen auf der Schwäbischen Alb seit Jahrzehnten ein beliebtes Ziel, der gesamte Höhlenbereich steht im Fokus der Forschung und der Wissenschaft. Seit Mitte der 1990er finden hier wissenschaftlich geprägte Tauchgänge statt. Allen voran die Taucher der Höhlenforschungsgruppe Ostalb-Kirchheim e.V., die vor über 20 Jahren damit begonnen hat die gesamte Höhle zu vermessen und zu dokumentieren. Dabei kartierten sie bisher über 320 Meter Unterwassergänge und erreichten eine Tauchtiefe von 60 Metern. Die Wimsener Höhle gilt seitdem als die tiefste erforschte Unterwasserhöhle Deutschlands. Bislang konnte die Wimsener Höhle bis auf eine Länge von etwa 1.500 m erforscht werden, davon sind lediglich 70 m mit dem Boot befahrbar. Die hinteren Höhlenteile sind nur erfahrenen Höhlentauchern und zum Zwecke der Forschung zugänglich. Eine Herausforderung bilden Engstellen und die große Wassertiefe erschweren die weitere Forschung.

tauchen Wimsen

Salvatore Busche entdeckt einen neuen Teil der Höhle

Eine überraschende Entdeckung

Nun ist dem Taucher Salvatore Busche ein spektakulärer Durchbruch gelungen. Busche entdeckte einen ca. 100 Meter langen Seitenarm.
Mehr als 150 mal tauchte er in die Tiefen der Wasserhöhlensystems hinab. Vor ein paar Tagen schaffte es der Mediziner mit Hilfe der Höhlenforscher der Gruppe Ostalb-Kirchheim hinter Felsen in der Tiefe einen neuen Teil des Höhlensystems zu erreichen. Busche quetschte sich durch einen extrem engen Spalt und zu seiner Überraschung befand er sich in einem langen Gang mit glasklarem Quellwasser.

„Das Engagement der Höhlenforscher finde ich beeindruckend und spannend. Ich bewundere die Tauchforscher, die bei ihren Expeditionen mitunter ihr Leben riskieren um wertvolle Erkenntnisse über Biologie und Archäologie in diesem Bereich der Schwäbischen Alb zu erlangen.“ sagt Daniel Tress, der direkt nebenan den renommierten Gasthof Friedrichshöhle mit regionaler Bioküche führt. „Meine Familie ist seit Jahrzehnten eng mit der Schwäbischen Alb und ihren Naturerlebnissen verbunden. Mit unseren gastronomischen Konzepten, dem Restaurant Rose in Hayingen, dem Gasthof Friedrichshöhle in Wimsen und unseren Angeboten rundum die Wimsener Höhle möchten wir unsere Heimat die Schwäbische Alb mit allen Sinnen erlebbar machen. Uns ist es Anliegen die Forschung und die Arbeit der Höhlenforschungsgruppe Ostalb-Kirchheim zu unterstützen“, erklärt der gelernte Koch und Gastronom Daniel Tress.

Die Forschung geht weiter

Im Rausch der Tiefe

Regelmäßig errichtet die Höhlenforschungsgruppe Ostalb-Kirchheim in der Höhle ein Forschungslager. Die Mitglieder widmen sich hier speziell der Höhlentauchforschung. Ziel ist es, wassererfüllte Hohlräume weiter zu erforschen.

Bei Expeditionen in die Unterwasserhöhle stehen dabei die Neuvermessung des Schauhöhlenbereiches sowie mehrere biologische Forschungstouren im Rahmen der Erfassung der Tierwelt der Wimsener Höhle auf dem Plan.

Die Quellhöhle befindet sich im Privatbesitz. Das Tauchen in der Wimsener Höhle ist nicht gestattet. Tauchgänge werden nur zu besonderen Forschungszwecken genehmigt.

Erfahren Sie mehr über die Wimsener Höhle und tauchen Sie ein in die faszinierende Höhlenwelt in Wimsen. Mehr über die atemberaubenden Expeditionen der Höhlentaucher und den Rausch in der Tiefe können Sie in der Büchern und Publikationen der Höhlenforschungsgruppe Ostalb-Kirchheim e.V.

Die Buch-Empfehlung von Familie Tress: „Die Wimsener Höhle – Expedition in die tiefste Unterwasserhöhle Deutschlands“

Bei der Wimsener Höhle handelt es sich um die einzige mit dem Boot befahrbare Schauhöhle Deutschlands. Die Schauhöhle ist weiterhin für Besucher offen und mit einem Kahn befahrbar. Jedes Jahr lockt das außergewöhnliche Höhlenerlebnis viele tausend Menschen nach Wimsen auf die Schwäbische Alb.

Wimsen Ausflug

UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb

Entdecken – Erleben – Verstehen

Auf den ersten Blick ist die Schwäbische Alb eine faszinierende Karstlandschaft. Auf den zweiten Blick ein phänomenales Fenster in die Vergangenheit – und auf den dritten Blick ein kostbarer Schatz, den wir bewahren müssen. Deshalb trägt die Landschaft der Schwäbischen Alb seit 2015 das UNESCO-Siegel als eine von gegenwärtig rund 200 herausragenden Landschaften weltweit. Der Geopark erstreckt sich über 6.200 Quadratkilometer und spiegelt rund 200 Millionen Jahre der Erdgeschichte wider.

 

Der Weg des Wassers hat die Alb geprägt – von der Jurazeit bis heute. Die charakteristischen hellen Kalksteinfelsen und gut erhaltenen Fossilien zeugen noch heute vom Jurameer. Das Wasser der Schwäbischen Alb lässt bis heute eine eindrucksvolle Karstlandschaft mit leuchtend blauen Quelltöpfen, faszinierenden Wasserfällen und atemberaubenden Höhlen entstehen. 12 davon lassen sich als Schauhöhlen erleben. Doch im Geopark gibt es mehr zu entdecken. Entlang von Geopoints kann man sich auf eine spannende Reise in die Erdgeschichte begeben und über zwanzig Geopark-Infostellen veranschaulichen die vielfältigen Facetten der Landschafts- und Kulturgeschichte.
Das reichhaltige Erbe entdecken, mit allen Sinnen erleben und ein tiefes Verständnis für Zusammenhänge entwickeln – das ist der Dreiklang im UNESCO-Global Geopark Schwäbische Alb. Durch Bewusstseinsbildung wird eine nachhaltige Entwicklung unserer Region angestoßen.

Die einzige mit dem Boot befahrbare Höhle Deutschlands

Geschichte der Wimsener Höhle

Die Wimsener Höhle – eigentlich zu Ehren des Herzogs Friedrich II. (des späteren Königs Friedrich I.), der die Höhle 1803 besuchte, „Friedrichshöhle“ benannt – ist die einzige mit einem Wassergefährt befahrbare Wasserhöhle Deutschlands. Sie ist des Naturerlebnis Wimsen und befindet sich in Hayingen-Wimsen auf der Schwäbischen Alb, etwa drei Kilometer nördlich von Zwiefalten.

1447 erstmals urkundlich erwähnt, wurde die Kalkhöhle bereits 1910 teilweise vermessen, doch erst seit 1959 – als es gelungen war, einen Siphon zu durchtauchen – konnten weitere Erkundungen und Messungen vorgenommen werden. Dabei spielte unter anderem Jochen Hasenmayer eine wichtige Rolle, der in den Jahren 1961 bis 1975 bis zu 400 Meter weit und 40 Meter tief in die Höhle vordringen konnte. Von ihren 723 Metern Länge sind nicht einmal zehn Prozent für den normalen Besucher, der auf einem Kahn in die Höhle gefahren wird, zugänglich. Da sich etwa 70 Meter hinter dem Eingang die Höhlendecke bis zur Wasserfläche hinuntersenkt und der Rest der Ganghöhle nur mit Tauchausrüstung erkundet werden kann. Man befindet sich hier in einem Quellarm der Zwiefalter Ach, die auch in den lateinischen Versen einer Inschrift, die anlässlich des oben genannten Besuches des Kurfürsten über dem Höhleneingang angebracht wurde, erwähnt wird:

„Grata tuum praesens numen mea nympha salutat. Laetior unda tibi nunc Friderice fluit.
MDCCCIII. IX Aug F.F. Normann.
Dankbar begrüßt den hohen Besuch die hier waltende Nymphe. Fröhlicher fließet dir nun, Friedrich, die rauschende Ach.
9. August 1803 Friedrich Freiherr von Normann.“

Damit bedankte sich Philipp Christian von Normann-Ehrenfels bei Kurfürst Friedrich, der ihn im selben Jahr zum Minister ernannt hatte und von dem er Schloss Ehrenfels erhielt, wozu auch Wimsen und die Höhle gehörten.

1995 wurden in der Höhle Tonscherben und Menschenknochen gefunden, die zumindest teilweise aus der späten Bronzezeit stammen. Damals war der Wasserstand tiefer und die Höhle trocken begehbar. Dies belegen auch die Tropfsteine, die nur im Trockenen entstehen, aber in über zwei Meter Wassertiefe gefunden wurden. Erst im 12. Jahrhundert wurde der Bach für eine Mühle aufgestaut. Noch heute befindet sich dort ein kleines Wasserkraftwerk.